Nach der Veröffentlichung ihrer "Tempest" EP, ausgesuchten Konzerten in Europa und geschmackvollen Kollaborationen z.B. mit Adam Port (Keinemusik) oder Magdalena (Diynamic) haben LSSNS nun ein dichtes und immersives Debütalbum aufgenommen: "Transit" erscheint am 13.10.2023 digital und auf Vinyl. "Transit" erzählt in zehn düster schimmernden Synthpop-Songs erzählt Brüchen und trügerischen Übergängen, vom Feststecken in Nicht-Zustanden, von Fahrten ohne Ziel. Aber auch von der Schönheit, die irgendwo in der Dunkelheit zu finden ist.
"Die Dinge waren nicht so richtig cool" sagt Samu Kuukka, eines der drei Mitglieder des in Helsinki und Leipzig ansässigen Electro / Wave / Synth Pop - Trios LSSNS. "Es war ein ständiges Auf und Ab in einem rollercoster of desparation." – Im Herbst dieses Jahres veröffentlicht die Band ihr erstes Album "Transit". Die Umstände sind ambivalent, als LSSNS die Arbeit zu ihrem Debütalbum in Angriff nehmen. Mit ihrer ersten EP "Tempest" setzt die Band einen vielversprechenden Impuls. Aus dem Stand empfehlen sich LSSNS - zu dieser Zeit noch: Lessons - als Referenz für geschmackvollen, dunklen Synthie-Pop. Das Titelstück wächst zu einem veritablen Indie-Underground-Hit. LSSNS spielen ausgesuchte Konzerte durch Europa und arbeiten mit Künstler*innen wie Adam Port (Keinemusik) oder Magdalena (Diynamic) zusammen. In Helsinki, in ihrem Bunker-artigen Proberaum, setzen sie die Ideen für die neuen Stücke zusammen, und alles scheint genau am richtigen Platz zu sein. Andererseits befindet sich Sänger Patrick Sudarski in einem düsteren Zustand, und fällt nach den Aufnahmen in ein tiefes Loch: "Ich war eigentlich nur noch eine Hülle und hatte eine harte Zeit, wir alle hatten eigentlich eine harte Zeit." Der künstlerische Prozess kommt nach und nach zum Erliegen. Bald darauf setzt die Pandemie ein, und zusammen mit der räumlichen Trennung wirft sie die Musiker in die Isolation. Zurück an jenen Unort, den der Albumtitel einzufangen sucht. Für Sudarski beschreibt "Transit" einen trügerischen Zustand. Eine Bewegung ohne voran zu kommen, ohne Entwicklung, ohne überhaupt irgendwo hinzukommen: "Du bewegst Dich von einem Punkt zum anderen, mit der Illusion, dass sich tatsächlich etwas ändert. Aber du steckst immer noch im selben Schlamm. Es ist eine Veränderung, die keine ist." Statt eines Übergangs beschreibt Transit lediglich einen leeren Vorgang, und die Frustration die daraus erwächst. Sudarski sieht Ähnlichkeit zur Schlafparalyse: "Du bewegst dich in deinem Kopf, aber dein Körper reagiert nicht. 'Transit' ist am Ende ein Gleichnis auf die Welt in der wir leben," fährt er fort: "Wir rennen auf jede erdenkliche Weise, die ganze kommerzialisierte Welt basiert darauf zu rennen. Und auf dem Streben nach Glück. Wir rennen dem Glück hinterher, wir rennen vor etwas weg, wir rennen irgendwo hin. Was auch immer dir als Anlass gegeben wird zu rennen, du nimmst es." Für LSSNS bedeutet das Rennen fast das Ende. Das tägliche Hamsterrad, die geografische Entfernung, der Kampf gegen die eigenen Schatten. "Wir waren ganz unten angekommen," erzählt Kuukka, "uns fehlte die Zeit, wir hatten keine Energie mehr." Irgendwann macht er sich jedoch klar, warum sie gemeinsam LSSNS gegründet hatten, und beschließt: "Wir werden dieses Projekt unter keinen Umständen aufgeben! Ich setzte mich wieder an die Stücke und habe zwei Monate wie irre und ohne Pause daran gearbeitet. Auch wenn das nicht besonders gesund war. Nicht für meine Beziehungen, nicht für mich." Die beiden Musiker und Produzenten Samu und Ville Kuukka unterbrechen ein paar Jahre zuvor ihre Arbeiten, um auf Reisen nach neuen Eindrücken zu suchen. Sie treffen auf den Musiker Patrick Sudarski. Und es klickt sofort. Bisher arbeiten sie mit Projekten wie The Gentleman Losers, Speed Mountain oder Montauk eher im Spannungsraum zwischen Ambient, Post-Rock und verdunkeltem Indie. Mit LSSNS suchen sie danach, ihren Horizont zu erweitern, sich herauszufordern auf unbekanntem Terrain, und miteinander zu wachsen. Vor allem erlauben sie sich den Luxus, außerhalb der Zeit zu agieren, im Zweifel komplette Arbeiten zu verwerfen, wenn sie sich einfach noch nicht richtig anfühlen. "Ich orientiere mich an Neonlicht," sagt Kuukka. "Wenn ich beim Produzieren innerlich Neonlicht sehe, dann weiß ich, dass es funktioniert!" Und er fügt hinzu: "Ich bin eine Nachtperson. Und ich bin Filmemacher. Ich suche nach Drama und Dunkelheit. Und davon haben wir einiges!" So lassen sich Licht, aber viel mehr noch: Schatten in den Stücken von LSSNS finden. Sudarski erzählt von verschwindendem Vertrauen ("Prophets"), von mehrdeutiger Vielschichtigkeit gegenseitiger Abhängigkeiten ("Gemini"). "Radical Eye" berichtet von dem Drang nach Veränderung und von der Angst, dabei Kontrolle zu verlieren. Aber auch von der Erleichterung, sie abzugeben. "Rewired" wiederum setzt sich mit Prozessen von Gentrifizierung und deren Folgen auseinander. "Glory" erzählt schließlich von der naiven Wunschvorstellung einer Gesellschaft, die sich im Angesicht einer Katastrophe zum Guten wandelt. Aber auch von unserer Arroganz, selbst noch im Moment des Niedergangs zu glauben, wir seien unbesiegbar. LSSNS ziehen ihre größte Anziehung aus den Brüchen. Aus Momenten der Uneindeutigkeit, der Verwirrung und Unübersichtlichkeit, wenn es eigentlich Halt und Sicherheit sind, die wir bräuchten. So suchen LSSNS in der Musik auch nach einer Dunkelheit, die statt bedrohlich zu sein, ein Zuhause bietet. Eine Möglichkeit sich zu verstecken. Ein Ort mit Aufenthaltsqualität. Für LSSNS hat die perfekte Dunkelheit Glitzer an den Rändern und kleine Reflexionen auf den Außenflächen. "Den Bunker haben wir inzwischen verloren." erzählt Kuukka. "Wir arbeiten jetzt über Tage, es gibt etwas Sonnenlicht."