Seit einigen Jahren mischt sich in das Gerede über das Internet eine immer größer werdende Sehnsucht nach einem Netz wie es früher war. Vor der KI, vor der Blockchains, vor dem Monopol der Plattformen. Der Digitale Raum gleicht einer Schichtung von Sedimenten: Web 1.0, 2.0, 3.0. Ein Ort, der einlädt zum nostalgischen Lamento oder zur archäologischen Expedition. Angela Aux tut keines von beiden und doch nimmt er dieses Sentiment einer digitalen Wehmut ernst und übersetzt es in seine Musik, den Wehmutssound schlecht hin: Folk. Das erinnert mitunter an Sufjan Stevens, wie dieser einst mit seinen Gitarren-Pizzicati den Rost von den maroden Stadtfassaden des Staates Illinois zupfte oder die Fleet Foxes mit ihren kreatürlichen Chören, die eine tiefere Natur mystifizieren. Nur wählt Kreier eben weder einen konkreten Ort, noch einen Kosmos des Ungefähren, sondern wagt den Blick zurück in eine digitales So-wird-es-gewesen-Sein. Futur 2 im Futur 2.0. “Future is a technique to travel at last”. Der Song ist eine Meditation über die Melancholie des Posthumanimus. Kein dystopisches Später-Wird-Alles-Noch-Viel-Schlimmer, sondern eine Rhapsodie über die ewige Wiederkehr derselben Traurigkeit. Wer wird die Gräber gießen auf dem Friedhof der Avatare. Dass sich dieser Future-Folk ganz analog anhört, ist nur konsequent. Ein Zittern, ein Glitch in all diesen fantasielos sterilen Cyber-Ästhetiken. Wie wird es klingen, wenn Algorithmen Heimweh haben, wie wird es klingen, wenn sie sich fragen, wohin die Reise geht. (Max Sippenauer)
Wovon Algorithmen träumen, wenn sie Heimweh haben? Seit einigen Jahren mischt sich in das Gerede über das Internet eine immer größer werdende Sehnsucht nach einem Netz wie es früher war. Vor der KI, vor der Blockchains, vor dem Monopol der Plattformen. Der Digitale Raum gleicht einer Schichtung von Sedimenten: Web 1.0, 2.0, 3.0. Ein Ort, der einlädt zum nostalgischen Lamento oder zur archäologischen Expedition. Angela Aux tut keines von beiden und doch nimmt er dieses Sentiment einer digitalen Wehmut ernst und übersetzt es in seine Musik, den Wehmutssound schlecht hin: Folk. Das erinnert mitunter an Sufjan Stevens, wie dieser einst mit seinen Gitarren-Pizzicati den Rost von den maroden Stadtfassaden des Staates Illinois zupfte oder die Fleet Foxes mit ihren kreatürlichen Chören, die eine tiefere Natur mystifizieren. Nur wählt Kreier eben weder einen konkreten Ort, noch einen Kosmos des Ungefähren, sondern wagt den Blick zurück in eine digitales So-wird-es-gewesen-Sein. Futur 2 im Futur 2.0. “Future is a technique to travel at last”. Der Song ist eine Meditation über die Melancholie des Posthumanimus. Kein dystopisches Später-Wird-Alles-Noch-Viel-Schlimmer, sondern eine Rhapsodie über die ewige Wiederkehr derselben Traurigkeit. Wer wird die Gräber gießen auf dem Friedhof der Avatare. Dass sich dieser Future-Folk ganz analog anhört, ist nur konsequent. Ein Zittern, ein Glitch in all diesen fantasielos sterilen Cyber-Ästhetiken. Wie wird es klingen, wenn Algorithmen Heimweh haben, wie wird es klingen, wenn sie sich fragen, wohin die Reise geht. (Max Sippenauer)